Indios Verdes ist einer der wichtigsten Verkehrsknotenpunkte Mexiko-Stadts, eine Arena von Menschen und Bussen, die hier aus den formellen und informellen Siedlungen des Umlands zusammenströmen oder ihre Reise in diesen sich immer weiter ausdehnenden Flickenteppich beginnen. Es ist ein Ort, an dem Stadt gemacht wird – beiläufig, auf der Straße und unterwegs zu Mexikos fortschreitender Urbanisierung –, ein Ort, an dem Schnittmengen hergestellt und Leben miteinander verknüpft werden.
Mein Leben ist Teil dieses städtischen Werdens. Es ist Dienstagmorgen, und ich sitze im Tizayuca-Express nach Sierra Hermosa. Der Fahrer und sein Kopilot werben um zusätzliche Passagiere, damit die Fahrt sich lohnt. Wir fahren gegen den Strom: Zu dieser Stunde ergießen sich die Reisenden aus der Region in den U-Bahnhof, springen geschickt von den noch fahrenden Bussen, polieren schnell ihre vom Staub der Peripherie bedeckten Schuhe und stellen sich hastig in der Schlange am Ticketschalter an, während der nächste Bus seine Ladung hinter ihnen ausspeit. Stadtauswärts aber hält die Zeit inne, sodass meine Mitreisenden und ich ins Gespräch kommen.
Sie alle leben von der Bewegung, und Bewegung ist, was ihr Leben gestaltet. Der Kicker, der Checker, der fliegende Händler und der pendelnde Kleinverkäufer, sie alle erweitern ihre Möglichkeiten, indem sie sich die erweiterten Möglichkeiten des Busses zu eigen machen. Sie bringen Passagiere und Busse zusammen, kontrollieren den Rhythmus der aufeinanderfolgenden Wagen, bereichern die Fahrzeit mit Süßem und machen einen Gewinn auf die Entfernung zwischen hier und dort. Mit anderen Worten, sie springen auf bestehende Infrastrukturen auf und erweitern diese durch ihre eigene infrastrukturelle Aktivität: Sie schließen sich der Bewegung an und verbinden sich mit den Objekten, Räumen, Personen und Praktiken auf ihrem Weg, um städtisches Leben zu ermöglichen und zu mehren.
Während wir uns unterhalten, weben wir auch unsere Erfahrungen und Ideen zusammen. Berlingeprägter Stadtbewohner mit vorstädtischen Wurzeln trifft transurbanen Wandersmann aus Mexiko-Stadts Dazwischen und Darüber-hinaus. Unsere Reisen verbinden undokumentiertes Leben in Los Angeles mit dem Studium städtischer Phänomene in Afrika und das fahrende Bauhandwerk mit dem gleichwohl fahrenden Handwerk der Planung und Kritik.
Binnen Kurzem beschleunigt die Zeit erneut. Schwungvoll lässt der Fahrer den Motor an, und schon sind wir unterwegs: praktizierte Ausdehnung und Integration der Stadtregion. Obwohl wir den Bus benutzen, ist es weder das Auto noch die Straße, welche die Stadt zusammenhalten, sondern das Reisen.