JAK ist ein Experiment, JAK ist eine Einladung, JAK ist eine Lesart. – JAK wurde von der Stiftung Buchkunst zu einem der fünf schönsten deutschen Bücher 2013 in der Kategorie Literatur gewählt und mit dem »Best Book Design from all over the World 2014« ausgezeichnet. Autor Hamed Taheri und Designer Demian Bern stellten JAK mit einer Lesung und Präsentation in der Akademie Schloss Solitude vor. – Ein Gespräch über das Buch als Idee und als Raum, den noch unentdeckten Leser und die Frage: Wer ist JAK?
C.H.: JAK is out! Wer ist JAK?
Demian: Wir können eigentlich nur über JAK als Buch sprechen.
C.H.: JAK gibt es also nicht?
Demian: Doch, JAK gibt es. JAK wird in dem Buch mit dem Namen JAK omnipräsent als literarische Figur erfunden und ausgestaltet von Hamed Taheri. Als Spurenleger künstlerischer Arbeiten durch die Einleger – von JAK. Und als Einladung, als Experiment, als Raum, oder besser als Buchraum. – Als Leseraum für den noch nicht entdeckten, den interessierten Leser.
C.H.: Was ist JAK für ein Buch? Es ist ein Roman, ein Künstlerbuch…Wie würde man es beschreiben?
Hamed: JAK ist natürlich ein Roman, aber gestaltet in einer besonderen Weise. Diese Art und Weise ist nicht eine neue Art und Weise, sondern – darauf bin ich stolz – das hat eine Tradition. Das gehört zu der Idee von Mallarmé…Das Buch schlechthin ist eine Idee. Ob das Buch ein Kunstbuch ist oder ein Roman, das spielt keine Rolle. Es ist eine Räumlichkeit, das war unsere Idee von Anfang an.
C.H.: Wie kann man diesen Raum beschreiben? Im Zusammenhang mit Eurem Buch fiel unter anderem der Begriff „aktives Museum“?
Demian: Ich würde von einem aktivierenden Raum sprechen, ob das ein Museum ist, ist egal. Es ist wichtiger, was auch Hamed gerade meinte, dass es diese Kategorien eigentlich nicht braucht. Wir sprachen von einem Buchraum, der gefüllt sein kann, der aber auch dann erst gefüllt sein kann, wenn der Leser sich dorthin begibt und betrachtet, Initiative ergreift.
C.H.: Kann der Leser JAK sein?
Hamed: Moment…Ich wollte sagen, ja, aber jetzt muss ich denken…Ich glaube nicht! Oder: Es ist nicht so einfach, JAK zu sein. JAK hat eine Zeit, das ist die Zeit der Sprachlosigkeit und Namenlosigkeit. Wenn jemand mutig genug ist, sprach- und namenlos zu sein, dann hat er die Voraussetzungen, JAK zu sein. Und ich glaube, das sind zwei wesentliche Gebärden jeder politischen Aktion. Jeder kann nicht JAK sein. Nur, wenn Du mutig genug bist, dann bist Du JAK.
C.H.: Das klingt, als hättest Du Foucault gelesen, der vom Verschwinden des Menschen »wie am Meeresufer ein Gesicht im Sand« sprach oder vom »Verschwinden des Autors, das sich seit Mallarmé unaufhörlich ereignet«.
Hamed: (lacht)…Ich habe Foucault gelesen!
C.H.: Noch eine Frage zu eurer Zeit hier an der Solitude und wie das Projekt entstanden ist: Ihr habt euch hier kennengelernt. Wer hat den Stein ins Rollen gebracht?
Demian: Ich war mit JAK im Austausch darüber, was das Projekt sein könnte. Wie es gerade gesagt wurde, es muss fast acephalisch sein. Wir greifen JAK nur mit diesen drei Buchstaben: J – A – K. Und dass die Literatur uns dabei behilflich sein kann, hat sich durch die Gespräche hier an der Solitude weiterentwickelt. Mit der Idee, dass Literatur uns diese Räume aufmachen kann, dass die Literatur den Bildwelten anders begegnen kann und auch den Materialien anders begegnet, ist mir sofort Hamed eingefallen.
C.H.: Die Idee zu JAK kommt also von Dir, Demian?
Demian: Wir können jetzt über Autorschaft reden, das sind aber auch wieder nur Kategorien, die uns lahmlegen. Wir können stattdessen vielleicht über einen zeitlichen Ablauf sprechen und sagen, das Buch ist bei der EXP.edition erschienen, als experimentelles Format, das sich zusammensetzt aus Literatur, Bildender Kunst und Gestaltung. Man kann auch sagen, dass die verschiedenen Elemente zu ihren Zeiten dazukamen.
C.H.: Wie geht es mit JAK weiter? Das Buch ist noch in weitere Sprachen übersetzt worden?
Demian: JAK gibt es auf Englisch, in der gleichen Form wie im Deutschen. Und dann gibt es noch eine limitierte Version auf Koreanisch, die in Südkorea kursiert.
C.H.: Warum koreanisch?…(langes Schweigen)…Das weiß nur JAK?
Demian: Das weiß nur JAK!
Das Gespräch führte Clara Herrmann.
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Das Künstlerbuch kann erworben werden als deutsche und englische Ausgabe bei der EXP.edition, info@exp-edition.com.
Mit herzlichem Dank an das Ministerium für Wissenschaft, Forschung und Kunst Baden-Württemberg für die Leihgabe der Arbeit Wonderland von JAK für den Abend an der Akademie Schloss Solitude.