»Hello World«
2. January 2017. I put a towel underneath my pullover and take pictures of myself in front of the mirror. I’m five months pregnant. How big is the belly after five months? I compare my towel belly to pictures on the internet. It is too low somehow. I put on my coat. Now the belly is almost not visible anymore. I am afraid nobody will believe me. I leave the house and take the bus into town. In my head I calculate the date of birth. I’m in the 18th week and the birth is scheduled for June 18th. I’m terribly hot, but I cannot take of my pullover. I feel immobile and stiff. I don’t want to be there too early. I’m afraid another woman who also comes alone will approach me. I expect mainly couples. I enter the foyer and walk up the stairs with determination. Everybody is personally welcomed while entering. The room is already packed. I can only see couples. All the women are visibly pregnant. I chose a seat and try to imagine what the people around me think of me. Do they feel pity with me because I came by myself? Are they surprised because my belly is less visible? I feel like an intruder, like a spy at a secret organization. It starts. The head midwife introduces herself. She tells us that the chief physician is still in his Christmas holidays. She also tells us that all the delivery rooms are busy and that therefore we won’t be able to visit one. There is the option of visiting one of the childbed rooms. However, the group is too big for that and it is not very interesting anyways. I have the feeling the midwife doesn’t want any of the pregnant women present to consider this hospital for their parturition. By now I have discovered another woman without company. There are also two women accompanied by women. The midwife mentions that all the courses they offer are in the booklet we got handed at the entrance. I wasn’t given such a booklet. Did I not look pregnant enough? The question comes up what happens if everything is full when somebody arrives in labor. The midwife explains they don’t send anybody away when the birth has already started. To be able to offer optimal care, everybody should call before coming. In case there is not enough room they will help to find another hospital.
Inside the delivery rooms I am the only one who takes pictures
By now two delivery rooms are free and we’re allowed to go up to visit them. By chance I walk next to the other woman who is there by herself. I am afraid she might try to approach me. I focus on myself, she doesn’t talk to me. At the line for the delivery rooms I first visit the labor rooms to avoid her. It is very quiet apart from the murmurs of the mass. Birth or labor cries are nowhere to be heard. Inside the delivery rooms I am the only one who takes pictures. The beds are wide and adjustable in all directions. I’m not really excited to give birth here. Afterwards we go up to look at the childbed rooms. I again run into the other woman who is there by herself. She is talking with two couples. She doesn’t seem to be interested in me. I am almost a little disappointed. There are two categories of childbed rooms. The more expensive kind comes with a hostess and a nicer floor. In the common room sit men of different ages. We meet a couple. The man is pushing the pregnant woman in a wheelchair. There are many pregnant pictograms.
I ask myself if they thought I am pregnant
I go downstairs by myself and stop at the help desk and ask for the booklet that I didn’t receive at the entrance. Afterwards, I visit a supermarket and carry all my shopping in my arms to the check out. Because of the big belly and the heat I loose the overview of where I hold what. When I put the products down a glass of strained tomatoes slips out of my arms and bursts. The tomato sauce spreads out everywhere. The woman in front of me was spared but a group of teenagers with new sneakers got all the more. I’m tremendously embarrassed and apologize. The young men are very polite. The are not angry at all although their shoes are covered in tomato sauce. I provide them with tissues and water and they try to clean the red sludge of their shoes. After I have paid and gathered all my shopping I apologize again. I use the informal Du, they use the formal Sie and tell me No worries. I ask myself if they thought I am pregnant.
»Hallo Welt«
2. Januar 2017. Ich stecke mir ein Handtuch unter den Pullover und fotografiere mich vor dem Spiegel. Seit fünf Monaten bin ich schwanger. Wie groß ist der Bauch nach fünf Monaten? Ich vergleiche meinen Handtuchbauch mit Bildern im Internet. Irgendwie ist er zu tief. Ich ziehe meinen Mantel an. Jetzt ist der Bauch fast gar nicht mehr zu sehen. Ich habe Angst, dass mir niemand glaubt. Ich verlasse das Haus und nehme den Bus in die Stadt. Im Kopf rechne ich den Geburtstermin aus. Ich bin in der 18. Woche und am 8. Juni ist Termin. Mit ist schrecklich heiß, aber ich kann meinen Pulli nicht ausziehen. Ich fühle mich unbeweglich und steif. Ich will nicht zu früh ankommen. Ich habe Angst von einer anderen Frau, die ebenfalls alleine kommt angesprochen zu werden. Ich erwarte vor allem Pärchen. Ich betrete die Eingangshalle und gehe zielstrebig die Treppe nach oben. Alle werden persönlich beim Eintreten begrüßt. Der Raum ist bereits sehr voll. Ich sehe ausschließlich Paare. Alle Frauen sind sehr sichtbar schwanger. Ich setze mich und versuche mir vorzustellen, was die Menschen um mich herum über mich denken. Haben sie Mitleid mit mir, weil ich alleine gekommen bin? Wundern sie sich über meinen weniger sichtbaren Bauch? Ich fühle mich wie ein Eindringling, wie ein Spion in einer Geheimorganisation. Es geht los. Die leitende Hebamme stellt sich vor. Sie erzählt, dass der Chefarzt noch im Weihnachtsurlaub ist. Außerdem können wir wahrscheinlich keinen der Kreißsäle besichtigen, weil im Moment alles belegt ist. Es gibt die Möglichkeit ein Zimmer auf der Wochenbettstation zu sehen. Dafür sei die Gruppe aber zu groß und es sei auch nicht wirklich interessant. Ich habe das Gefühl, die Hebamme möchte nicht, dass die anwesenden Schwangeren ihr Krankenhaus für eine Entbindung in Betracht ziehen. Inzwischen habe ich eine andere Frau entdeckt, die ohne Begleitung ist. Außerdem werden zwei Frauen von Frauen begleitet. Die Hebamme erwähnt, dass das komplette Kursangebot in dem Heft zu finden ist, dass uns am Eingang gegeben wurde. Ich habe kein solches Heft bekommen. Sah ich nicht schwanger genug aus? Es kommt die Frage auf, was passiert falls kein Platz mehr ist wenn jemand mit Wehen ankommt. Die Hebamme erklärt, dass niemand weggeschickt wird, wenn die Geburt bereits beginnt. Damit aber eine optimale Betreuung gewehrleistet werden kann, sollte vorher angerufen werden. Falls dann absehbar kein Platz mehr ist, würden sie dabei helfen ein anderes Krankenhaus zu finden.
In den Kreißsälen selbst bin ich die einzige, die Bilder macht
Inzwischen sind nun doch zwei Kreißsäle frei und wir dürfen nach oben gehen, um sie zu besichtigen. Ich laufe zufälligerweise die ganze Zeit neben der anderen Frau, die allein gekommen ist. Ich habe Angst, dass sie versuchen könnte Kontakt zu mir aufzunehmen. Ich konzentriere mich ganz auf mich, sie spricht mich nicht an. In der Schlange zu den Kreißsälen gehe ich zuerst in die Wehenzimmer, um ihr auszuweichen. Es ist sehr leise abgesehen vom Murmeln der Masse. Nirgends sind Geburts- oder Wehenschreie zu hören. In den Kreißsälen selbst bin ich die einzige, die Bilder macht. Die Betten sind breit und in alle Richtungen verstellbar. Wirklich Lust hier zu gebären bekomme ich aber nicht. Danach gehen wir noch zu den Wochenbettzimmern. Ich begegne der anderen Frau, die alleine ist wieder, aber sie unterhält sich mit zwei Paaren. Sie scheint kein Interesse an mir zu haben. Ich bin fast ein bisschen enttäuscht. Auf der Wochenbettstation gibt es zwei Zimmerkategorien. Bei dem teureren Zimmer kommt eine Hostess inklusive und der Fußboden ist schöner. Im Aufenthaltsraum sitzen ein paar Männer verschiedensten Alters. Wir begegnen einem Paar. Der Mann schiebt die schwangere Frau im Rollstuhl durch die Gänge. Es gibt viele schwangere Piktogramme.
Ich frage mich, ob sie dachten ich sei schwanger
Im Anschluss gehe ich alleine nach unten. An der Information frage ich nach dem Heft, dass ich am Eingang nicht bekommen habe. Dann gehe ich in einen Supermarkt und trage alle Einkäufe im Arm zur Kasse. Durch den dicken Bauch und vor lauter Hitze verliere ich den Überblick, wo ich was im Arm habe. Beim Ablegen auf dem Band rutscht ein Glas mit passierten Tomaten aus meinem Arm und zerspringt. Die Tomatensoße verteilt sich weitläufig. Die Frau vor mir hat nichts abbekommen, aber eine Gruppe von Jugendlichen mit neuen Turnschuhen dafür umso mehr. Es ist mir unglaublich peinlich und ich entschuldige mich. Die jungen Männer sind sehr höflich. Sie sind gar nicht wütend, obwohl ihre Schuhe voller Tomatensoße sind. Ich versorge sie mit Papiertüchern und Wasser und sie versuchen ihre Schuhe vom roten Matsch zu befreien. Als ich meine Einkäufe bezahlt habe, entschuldige ich mich noch einmal. Ich Du-tze sie, Sie-sitzen mich und sagen, dass es kein Problem ist. Ich frage mich, ob sie dachten ich sei schwanger.