Battling Images

Read text in German.

We think in images. Thinking would be impossible without mental images. Without mental images there would be no memory. As writers we paint with language, no matter if our words are written for the stage, film or simply to exist inside our reader’s mind.

Images, in turn, create feelings, emotions. Emotions move us. If the movement they create is strong enough, we act upon it. Yet, most of the time, these externally created emotions fizzle out just as fast as they arise. And in any case, the question remains, whether such emotionally initiated actions are always desirable.

The blind trust of one‘s emotions with a suspicion that is able to critically consider images

Artists, who want to move people with their work, have to ask themselves how far it is advisable to generate emotions, or whether inducing an impulse for an independent contemplation and questioning of matters would be more interesting. In other words, to juxtapose the blind trust of one‘s emotions with a suspicion that is able to critically consider images, as well as the individual emotions that these images trigger.

Images of children, animals, old people, (war-) victims, women, people with special needs are easily utilized in creating empathy. Why?
The Syrian refugee in Berlin who swipes the screen of his smart phone – »just like us« – does not stir the same kind of empathy in us.
It’s because we feel superior to that first group of images. From the vantage point of superiority, we can be generous. After all, we, ourselves, are doing just fine. We are stronger. This insight, however, when broken down to what it really is (the basic idea of a dominant culture), does not really make us feel good. So we cover it up with a fake understanding of justice and pass our personal responsibility on to the existing judicial and political system. Our emotion has now been channelled into a context we can live with.

However, what is essential is to acknowledge the other person as an equal being, possibly coming from a different place (in terms of space and point of view), but with an equal right to exist as we also claim for ourselves – which consequently leads to solidarity. A combination of the feeling of self–worth, which originates in a self-confessed right to exist and in trusting the ability of autonomic thinking, which – as a result – would allow for the taking on of a responsibility for one’s self and the world one lives in.

Knowledge that every human being carries in herself

My plea is to produce less images that create an empathy that comes just as fast as it goes, and instead address a truth in our art that attaches itself to a memory, to an imprint, the knowledge that every human being carries in herself: that of her right to exist and therefore every other person’s right to exist and the responsibility to stand up for this right – without clouding one’s autonomic thinking with feelings like guilt, shame or empathy. In short, a plea for generating solidarity and against the capitalistic production of empathy.


 

»Kampf der Bilder«

Wir denken in Bildern. Ohne geistige Bilder ist das Denken nicht möglich. Ohne geistige Bilder gibt es kein Erinnern. Als Schreibende sind wir Sprachmaler_innen, egal, ob unsere Worte im Theater, im Film oder einfach im Kopf einer Leser_in in Bilder umgesetzt werden.

Bilder wiederum, erzeugen Gefühle, Emotionen. Emotionen bewegen uns. Ist die Bewegung, die sie erzeugen, stark genug, sind wir gewillt zu handeln. Meistens verpuffen aber die fremderzeugten Emotionen ebenso schnell, wie sie aufstiegen. Und fraglich bleibt ohnehin, ob die aus angestoßenen Emotionen evozierten Handlungen wünschenswert sind.

Dem blinden Vertrauen seiner Gefühle ein gesundes Misstrauen entgegenstellen

Für Kunstschaffende, die ja mit ihren Werken bewegen wollen, stellt sich die Frage, inwiefern Empathie zu generieren sinnvoll ist, ob nicht der Anstoß zu selbständigem Denken und Hinterfragen interessanter wäre. Sprich dem blinden Vertrauen seiner Gefühle ein gesundes Misstrauen entgegenzustellen, das in der Lage ist, nicht nur die Bilder an sich, kritisch zu betrachten sondern auch die eigenen Emotionen, die über das Bild getriggert werden.

Bilder von Kindern, Tieren, alte Menschen, (Kriegs)Opfern, Frauen, Menschen mit eingeschränkten körperlichen bzw. geistigen Fähigkeiten (sofern sie keine Verbrecher sind) lassen sich leicht dazu benutzen, Mitgefühl zu erzeugen. Warum?
Der geflüchtete Syrer, der in Berlin, wie man selbst auf seinem Smartphone herumwischt erzeugt keines mehr.
Ersteren fühlt man sich überlegen. Aus der Überlegenheit heraus kann man großzügig sein. Schließlich geht es einem selber besser. Man selbst ist stärker. Diese Erkenntnis, bricht man sie auf das herunter, was sie ist (der Basisgedanke einer Dominanzkultur), fühlt sich aber wiederum nicht so gut an. Also wird ein geheucheltes Verständnis von Gerechtigkeit darüber gelegt und damit auch die Eigenverantwortung auf das bestehende Rechtssystem und die Politik abgewälzt. Jetzt ist das Gefühl in einen Kontext eingebettet, mit dem es sich leben lässt.

Notwendig wäre das Erkennen des Anderen als ebenbürtiges Lebewesen, womöglich mit einer anderen Grundausrichtung, aber derselben Daseinsberechtigung, die man auch für sich selbst einfordern sollte: Solidarität also. Eine Mischung aus dem Selbstwertgefühl, welches daraus entsteht, dass man sich selbst die Berechtigung zu sein zugesteht und dem Vertrauen in die Fähigkeit des eigenen autonomen Denkens, wodurch als Resultat das Übernehmen von Verantwortung für sich und die Welt, in der man lebt, möglich wird.

Mit seiner Kunst Wahrheiten ansprechen, die an Erinnerungen andocken, an ein Wissen

Mein Plädoyer lautet weniger Bilder zu produzieren, die Empathie erzeugen, die so schnell wie sie aufsteigt auch wieder verpufft und stattdessen mit seiner Kunst Wahrheiten anzusprechen, die an Erinnerungen andocken, an ein Wissen, dass im Grunde jeder Mensch in sich trägt: Die eigene Daseinsberechtigung und damit die Daseinsberechtigung eines Anderen und die Verantwortung für diese Daseinsberechtigungen einzustehen, ohne sich durch Gefühle wie Schuld, Scham oder Mitleid die Fähigkeiten des autonomen Denkens zu trüben.
Kurzum ein Plädoyer für das Generieren von Solidarität statt der Produktion von Empathie.